Bayern und seine Postgeschichte

- Kurzfassung von W. Boranek -
(Quellen: Bayerische Postgeschichte von Dr. J. Helbig, bayer. Geschichtsbücher, 
Michel und Sem Spezialkataloge)

Seit dem 6. Jahrhundert Herzogtum, ab 1623 Kurfürstentum, ab 01.01.1806 Königreich. seit 1815 im Deutschen Bund (ab 01.01.1871 Deutsches Reich), ab dem 07.11.1918 Republik (Volksstaat) und ab 15.09.1919 Freistaat (Bamberger Verfassung) mit eigener Posthoheit vom 01.03.1808 bis 31.03.1920.

Der 1486 zum deutschen König gewählte Maximilian I.
wandelte das kleinräumige habsburgische Boten- und Kurierwesen in eine zeitgemäße Beförderungsanstalt für Nachrichten um.
Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatte Bayern im Landsberger Bund eigene postähnliche Verbindungen geschaffen. Erst unter Kurfürst Ferdinand Maria (1651 bis 1679) öffnete sich Bayern der Thurn und Taxisschen Reichspost. Mit der Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation" im Jahre 1803 wurde der Thurn und Taxisschen Reichspost der politische Rückhalt genommen.

Vom 20.05.1806 bis 28.02.1808 hatte Thurn und Taxis das Postwesen in Bayern als Lehenspost. Dies wurde ihm u.a. wegen geheimer Postüberwachung (öffnen von Briefen und Depeschen auswärtiger Mächte und ggf. Weitergabe von Abschriften nach Wien) durch geheime -von Wien aus geleitete und mit Fürst Metterich direkt in Verbindung stehende- Logen in den taxischen Postanstalten Augsburg, Nürnberg und Regensburg wieder entzogen (vgl. BayHStA Gesandschaft Paris Nr. 1404, Bay. Postgeschichte Dr. J. Helbig, 1991, S. 16 bis 23).
Ab 01.03.1808 erfolgte dann die Übernahme des Postwesens durch den bayerischen Staat (Postregal).
Zuerst in den altbayerischen Gebieten, dann Mittel- und Oberfranken, 1814 Unterfranken und 1815 die bayer. Pfalz.

In der napoleonischen Zeit fanden größere territoriale Veränderungen statt. Zunächst mußte 1801 Bayern, das seit 1800 von französischen Truppen besetzt war, die Rheinpfalz und die Herzogtümer Jülich und Berg an Frankreich
abtreten, dafür kamen zwischen 1803 und 1810 viele geistliche Fürstentümer sowie schwäbische und fränkische Gebiete zu Bayern (z.B. Kempten 1803, Lindau 1805, Augsburg und Nürnberg 1806, Regensburg -1. Hauptstadt Bayerns- und Bayreuth 1810).
Von 1805 bis 1813 waren auch Teile Österreichs (Vorarlberg, Tirol, Salzburg sowie das Inn- und Hausruckviertel) an Bayern angegliedert. Maximilian I. Joseph, der am 01.01.1806 von Napoleon den Königstitel annahm, ging 1813 zu den Gegnern Napoleon über und gab die österreichischen Gebiete zurück.
Dafür kamen Aschaffenburg, Würzburg und die linksrheinische Pfalz zu Bayern.
Mit Beitritt zum Deutschen Bund im Jahre 1815 fand mit der Schaffung von 8 Regierungsbezirken - Oberbayern (München), Niederbayern (Landshut), Oberpfalz (Regensburg), Schwaben (Augsburg), Oberfranken (Bamberg), Mittelfranken (Nürnberg), Unterfranken (Würzburg) und Pfalz (Speyer) - die Neuordnung Bayerns statt. Nach dem Krieg von 1866 (Bayern unterlag an der Seite Österreichs den Preußen) mußte Bayern die hessischen Grenzgebiete Gersfeld und Orb sowie die thüringische Enklave Kaulsdorf an Preußen abtreten. Mit Schaffung des Saargebietes (15.01.1920) wurden Teile der westlichen Pfalz aus Bayern herausgelöst, am 01.04.1920 trat das Coburger Land per Volksentscheid dem bayerischen Staatsgebiet hinzu. Die alliierten Besatzungsmächte gliederten 1946 die bayerische Pfalz dem neugeschaffenen Land Rheinland-Pfalz ein.

Mit der Reichsverfassung vom 11.08.1919 verlor Bayern alle Sonderrechte innerhalb Deutschlands. Durch Staatsvertrag zwischen Bayern und dem Deutschen Reich ging die bayerische Posthoheit am 01.04.1920 gegen eine Entschädigung von 620 Millionen RM auf das Deutsche Reich über.
Gültigkeit der bayerischen Marken noch bis 30.06.1920.
Bis zur Herausgabe von Briefmarken wurden nur Poststempel verwendet (Vorphilatelie).

Bayern gab am 01.11.1849 als erster deutscher Staat 3 Marken heraus:
1 Kreuzer in schwarzer Farbe (sog. "Schwarzer Einser"),
3 Kreuzer in blauer und
6 Kreuzer in braun-roter Farbe.


(Königliche Verordnung zur Markenausgabe Nr. 14540 vom 23.10.1849. -Markenzeit/Philatelie)